Außer Kontrolle
Seine angebliche Teilnahme an einer langweiligen Regierungsdebatte dient Richard Wiley, Staatsminister in der Regierung, als Vorwand für einen geplanten Seitensprung. Dieses Mal ist seine Auserwählte ausgerechnet die Sekretärin der Opposition, mit der er sich in der Luxussuite des Westminster-Hotels amüsieren will. Als jedoch plötzlich eine Leiche die romantische Zweisamkeit bereits im Keim er- stickt, muss Richard Willey nun stattdessen – mit Hilfe seines herbeigerufenen Sekretärs Georges Pigden – zur Vermeidung eines politischen Skandals die Leiche verschwinden lassen. Das erweist sich als äußerst schwierig, da immer wieder unvorhergesehene Besucher in der Hotelsuite die Pläne der beiden Männer durch- kreuzen.
EINE LEICHE AM FENSTERRAHMEN
THEATER “THALIA” SINDORF SORGTE MIT “AUSSER KONTROLLE FÜR LACHER AM LAUFENDEN BAND
VON JOACHIM RÖHRIG
Kerpen-Sindorf. Auf der Bühne ist Konrad Müller kein einziges Mal zu sehen. Und doch trägt er Abend für Abend entscheidend dazu bei, dass der traditionsreiche Sindorfer Theaterverein “Thalia” gerade einen der größten Erfolge seiner jüngeren Geschichte feiern kann. Müller, als Techniker des Ensembles normalerweise vor allem für Licht, Ton und Vorhang verantwortlich, fungiert in seinen Verschlag am Bühnenrand diesmal nämlich als Strippenzieher: Spannt er das für die Zuschauer unsichtbare Schnürchen, dann öffnet sich ein Haken, und prompt saust auf der Bühne das Schiebefenster eines Hotelzimmers wie ein Fallbeil hernieder. Mal landet es laut krachend auf der Fensterbank, mal steckt der Hals eines Hotelgastes dazwischen – und immer wieder sorgt der mindestens zwei Dutzend Mal wiederholte Runnig Gag mi dem Stets im ungünstigsten Moment fallenden Fenster für Heiterkeit im Publikum.
Überhaupt punktet die pfiffige Inszenierung mit einer überaus hohen Witz-Quote und reichlich Situationskomik. Ihren Titel “Außer Kontrolle” trägt die turbulente Boulevardkomödie des britischen Erfolgsautors Ray Cooney jedenfalls zu Recht. Im Mittelpunkt steht der Spitzenpolitiker Richard Willey (Klaus Balsmann), der sich in einer Londoner Nobelherberge einquartiert hat und freudig einer heißen Nacht mit der Sekretärin eines Konkurrenten (Uschi Knepper) entgegenfiebert.
Doch als plötzlich eine (vermeintliche) Leiche im Fensterrahmen hängt, jede Menge unerwartete Besucher bei der Beseitigung des ungebetenen Gastes stören und dann auch noch die Ehepartner des untreuen Pärchens auftauche, gerät tatsächlich aus außer Kontrolle.
“Das Stück hatte ich schon lange auf dem Zettel”, erzählt “Thalia”-Regisseur Hans-Josef Pütz, “da geht ohne lange Aufwärmphase von Anfang bis Ende die Post ab – und genau so, wie es sich unser treues Publikum wünscht”. Die Realisierung scheiterte bis jetzt jedoch daran, dass das Ensemble zu wenig Mitspieler für das Stück hatte. Doch nun ist Nachwuchs da: Pütz hat seine beiden Söhne Bastian und Lukas in die Gruppe geholt, Uschi Knepper ihre Tochter Hannah.
Die drei jungen Leute haben sich auf Anhieb nahtlos ins Ensemble eingefügt, und so hofft Hans-Josef Pütz, dass sie weiter mitmachen: “Es gibt da noch eine Reihe schöner Komödie, die mit den Konflikten zwischen den Generationen spielen. So etwas konnten wir bisher nicht machen, weil die Leute von der Stammbesetzung alle schon etwas älter sind. Die jungen Leute könnten ganz neue Möglichkeiten eröffnen”.
Aber auch die “alten” Hasen trumpfen wieder groß auf – diesmal insbesondere Klaus Balsmann als gewiefter Politiker und Hans Peter Sieger als blasierter Hoteldiener und Trinkgeldjäger.
Wie die außer Kontrolle geratene Geschichte ausgeht, wird nicht verraten. Schließlich stehen bis Ende November noch sechs Aufführungen im Sindorfer Schulzentrum auf dem Spielplan. Sie sind ebenso ausverkauft wie die bereits gelaufenen Vorstellungen. So wird der Theaterverein “Thalia” am Ende dieser Spielzeit wieder fast 4000 Gäste zum Lachen gebracht haben.
SCHAUSPIELER GERIETEN “AUSSER KONTROLLE”
IN 17 AUFFÜHRUNGEN WIRD DER THEATERVEREIN THALIA 4000 MENSCHEN BEGEISTERN
VON OLIVER TRIPP
Kerpen-Sindorf. Ein Hotelfenster erweist sich als Guillotine, einmal tot gewähnte Zeitgenossen erwachen unter mysteriösen Umständen zu neuem Leben, und der Libido des Staatsminister Richard Willey und seines Sekretärs George Pigden scheinen in der Suite 648 des Westminster-Hotels scheinbar keine Grenzen gesetzt. Die Komödie “Außer Kontrolle” des Engländers Ray Cooney erwies sich in der Premiere des Thalia -Theaters am Samstagabend als wahrer Schenkelklopfer, der von Situationskomik nur so überschäumt.
Hans-Josef Pütz in der Paraderolle des Sekretärs, läuft als später, dafür umso leidenschaftlicherer Liebhaber allerlei Frauen zur Höchstform auf und rettet so den Staatsminister, gespielt von Klaus Balsmann, aus der Bredouille. Der hat sich nämlich mit der Sekretärin der Opposition Jane (Uschi Knepper) auf eine Liebesnacht eingerichtet, als ausgerechnet in dieser Suite ein Mann vom herunterfallenden Fensterladen guillotiniert.
Hans-Josef Pütz in der Paraderolle des Sekretärs, läuft als später, dafür umso leidenschaftlicherer Liebhaber allerlei Frauen zur Höchstform auf und rettet so den Staatsminister, gespielt von Klaus Balsmann, aus der Bredouille. Der hat sich nämlich mit der Sekretärin der Opposition Jane (Uschi Knepper) auf eine Liebesnacht eingerichtet, als ausgerechnet in dieser Suite ein Mann vom herunterfallenden Fensterladen guillotiniert.
“Das in den letzten zehn Jahren meist gespielte Stück steht seit langer Zeit auf unserer Wunschliste”, sagt Regisseur Pütz. Aber erst mit der Rekrutierung dreier Neulinge, die die alten Hasen wie ihn selbst, seine Frau Andrea, Klaus Balsmann, Uschi Knepper, Susanne Büchner und Sascha Bücher und Hans-Peter Sieger unterstützten, sei der Wunsch zu erfüllen gewesen. Denn wie in jedem Jahr entscheide die Anzahl der Schauspieler die Wahl des Stückes. Die Neulinge präsentiert die Laienspielbühne mit “Außer Kontrolle” in ihren ersten Rollen. So die 17-jährige Hannah, Tochter von Uschi Knepper, in der Rolle der Schwester Gladys, und Pütz’ Söhne, den 16-jährigen Bastian und den 15-jährigen Lukas, die sich von Aufführung zu Aufführung als “Körper” abwechseln. Keine einfache Rolle, weiß Pütz, denn es komme darauf an, die Erschlaffung des vermeintlich Toten glaubwürdig zu verkörpern. Aufwendig sei auch die Hängekonstruktion im eigentlich so schlicht wirkenden Schrank.
“Wir haben die dicksten Scharniere genommen”, verrät Pütz und es sein natürlich ein Schrank mit doppeltem Boden und einer Schublade, an denen sich die Darsteller abstützen können. Fürs Erste zeigten die Neuling viel Spaß an ihrer ersten Produktion, erzählt Pütz, er fühle sich an seine erste Rolle in “Der Mustergatte” erinnert, die er im Alter von 17 Jahren spielte: Das ist schon 32 Jahre her. Wie in den mehr als 30 Stücken, die in der Aula seit 1978 gezeigt worden sind, sieht Pütz in der neue Komödie für die Zuschauer wieder zwei Stunden, in denen sie den Alltag vergessen könnten. Dafür sind uns die Leute dankbar, das merken wir schon beim Spiel auf der Bühne, an den Reaktionen, wir fühlen uns bestätigt, sagt Pütz.
Und tatsächlich bedankte sich das Publikum am Ende der Premierenvorstellung mit einem Riesenapplaus. An den kommenden Wochenenden werden die Schauspieler in 17 Aufführungen mehr als 4000 Menschen in der Aula des Schulzentrums mit der neue Thalia-Komödie unterhalten. Die Eintrittskarten sind wie immer schon seit langem vergriffen.
TURBULENTE SZENEN UM EINE LEICHE AM FENSTER
“THALIA” PRÄSENTIERT MIT NEUEM STÜCK SITUATIONSKOMIK
Kerpen-Sindorf (rei). Staatsminister Richard Willey (Klaus Balsmann) kann sich glücklich schätzen, in seinem Sekretär George Pigden (Hans-Josef Pütz in Bestform) einen mehr oder wenig willigen Sündenbock gefunden zu haben. Eigentlich wollte sich der englische Politiker bei einem leichtfertigen Seitensprung mit der Oppositionssekretärin Jane Worthington (Uschi Knepper) in der Luxussuite des Westminster-Hotels amüsieren, doch ein Leichenfund erstickt die romantische Zweisamkeit im Keim. Der leblose Körper (Bastian und Lukas Pütz in einer Doppelbesetzung) hängt eingeklemmt im Fenster und soll, schließlich will man einen politischen Skandal in jedem Fall vermeiden, schnellst möglich verschwinden. Pigden muss her und seinen Kopf hinhalten.
Um Jane Worthingtons Anwesenheit zu rechtfertigen, werden dem hilflosen Staatsdiener Flitterwochen mit Willeys Begleitung angedichtet. Während damit die Neugierde der Hotelmanagerin und des Zimmerdieners vorübergehend befriedigt ist, lockt das Lügenmärchen auch noch die Pflegerin von Pigdens Mutter, Gladys Foster, dargestellt von der 17- jährigen Hannah Knepper, in das Liebesnest des Staatsministers und stürzt Janes misstrauischen Ehemann Ronnie (Sascha Bücher) in unbeherrschte Verzweiflung.
Und das Bühnenbild muss halten. 17 Mal gibt der Theaterverein “Thalia” in dieser Saison die rasante Inszenierung zum Besten. Ob der jugendliche Neuzugang der Gruppe erhalten bleibt, wird abzuwarten sein. Die britische Komödie sei schon länger im Wunschrepertoire gewesen, aber bisher immer an der Besetzung gescheitert, berichtet Pütz. “Nur dank der jüngeren Darsteller konnten wir das Stück endlich spielen. Die Rollen waren nicht zu groß und als Einstieg bestens geeignet.