Seitensprung für Zwei

von Lars Albaum und Dietmar Jacobs

Gehört Fremdgehen zum Alltag der heutigen Gesellschaft? Ist Treue ein Fremdwort geworden? Haben wir etwas versäumt, weil wir nie einen Swinger-Club besucht haben? Ist Monogamie eine Krankheit?
In irgendeiner gemütlichen Wohnung in Köln fristet das langjährige Ehepaar Leah und Paul Fischer ein zufriedenes Dasein, fernab von Kamasutraübungen und tabulosen Sexspielen. Bei den beiden Fünfzigern geht es in Sachen Liebe und Leidenschaft eher kleinbürgerlich zu. Man begibt sich mit einem Buch unaufgeregt ins Bett, kuschelt hin und wie- der beim Sonntagsfilm der ARD und der allabendliche Gute- Nacht-Kuss darf als der einzige Höhepunkt körperlicher Paaraktivitäten angesehen werden. Niemals wären die bei- den darauf gekommen, dass es in ihrer Ehe vielleicht Defizi- te zu verzeichnen gibt. Wären da nicht zwei enge Freunde mit Single-Status. Dieter, ein alternder Playboy und Katja, ei- ne hysterische Glamourlady mit Torschlusspanik. Beide ver- suchen nun Leah und Paul an ihrem 24. Hochzeitstag einzureden, dass eine Ehe ohne wilde und leidenschaftliche Ero- tik so trostlos ist, wie Cabrio fahren mit geschlossenem Dach. Dieter und Katja schaffen es doch tatsächlich, die Fi- schers ins fundamentale Zweifeln zu bringen, ist ein Leben ohne Sex kein Leben? Und so beschließen Leah und Paul gleich den doppelten Seitensprung zu wagen.
Ob das nun wirklich gut geht?

 

Premiere – Plötzlich wurde es dunkel

Leah (mit grauem T-Shirt) und Paul (mit grünem T-Shirt) landen bei ihren Seitensprungversuchen in benachbarten Hotelzimmern. Foto: Stefanie Stockem

 

Der Theaterverein Thalia gefiel mit „Seitensprung für Zwei“. Das Stück ist gespickt mit Pointen und haarsträubenden Zufällen. Nicht nur der Hauptdarsteller lachte euphorisch. Auch die fast 300 Zuschauer spendeten immer wieder Zwischenapplaus.Von Stefanie Stockem

Kerpen-Sindorf.
Aus Leah (Andrea Pütz) und Paul Fischers (Hans-Josef Pütz) Ehe ist die Luft raus. Zumindest glauben sie das, als ihre gemeinsamen Freunde Katja (Petra Schild) und Dieter (Klaus Balsmann) ihnen einen Seitensprung nahelegen, um wieder frischen Wind in die Beziehung zu bringen. Aus ebendiesem Stoff schuf der Kerpener Theaterverein Thalia einen kurzweiligen Bühnenstoff. Die Fischers fragen sich, ob man eine Ehe eher gefährdet, wenn man fremdgeht, oder wenn man jahrzehntelang „in der Spur“ bleibt. Die beiden beginnen zu zweifeln, ob ihre Beziehung noch funktioniert und wünschen sich sexuelle Abwechslung. Zuvor war Pauls Devise: „Sex auf dem Küchentisch? Ich mache im Bett doch auch keinen Rollbraten!“ Das Paar in den Fünfzigern plant, gleichzeitig fremdzugehen, eben einen „Seitensprung für Zwei“, wie der Titel des Stücks schon sagt. Der Theaterverein Thalia feierte mit der neuen Komödie des Autorenduos Lars Albaum und Dietmar Jacobs am Samstag eine gelungene Premiere im Schulzentrum Sindorf.
Die fast 300 Zuschauer lachten euphorisch und spendeten immer wieder Zwischenapplaus. Das Stück ist gespickt mit Pointen und haarsträubenden Zufällen, die am Ende jedoch stimmig sind.
Der alternde Playboy Dieter will seinen Freund fit für den Seitensprung machen. Einen Bauchansatz habe er nicht, erklärt Paul. Es sei einzig „Gehirn für das im Kopf kein Platz mehr war.“ Natürlich klappt der Seitensprung nicht so wie von den beiden Ehepartnern geplant. Zuerst verabreden sie sich im Internet mit „Brad Pitt“ und „Angelina Jolie“ und stehen dann doch sich selbst gegenüber. Auch mit dem von Katja ausgewählten Tennistrainer Laszlo und der von Dieter eingeladenen Friseuse Mandy läuft es nicht glatt, aber dafür urkomisch.

GROSSE SPIELFREUDE

Die Schauspieler waren offensichtlich mit Spaß bei der Sache und spielten ihre Rollen glaubwürdig. Da fielen Texthänger während der Premiere kaum ins Gewicht. Hans-Josef Pütz, der bei dem Stück auch Regie führte, musste bei einem Witz über japanische Kondome, die gleichzeitig den Blutdruck messen, selbst so lachen, dass kurz das Licht gelöscht wurde. Das Publikum lachte einfach mit. Der Theaterverein feiert in diesem Jahr sein 90-jähriges Bestehen und präsentierte ein aufwendiges, liebevoll gestaltetes Bühnenbild. Die Zuschauer zeigten sich zum Großteil begeistert. „Mir hat das Stück sehr gut gefallen“, sagte Margret Bischof aus Elsdorf. „Ich bin ein treuer Fan des Theatervereins.“
Nach der Aufführung erklärte Regisseur und Hauptdarsteller Pütz: „Es gibt keine Botschaft, das ist alles nur

Theater.“ Es gibt noch Aufführungen bis zum 17. November, vereinzelt sind noch Karten im Vorverkauf bei Achim’s Hairworld, Herrenstraße 12, in Kerpen, zu bekommen.

 

Wenn es nicht mehr prickelt

Paul (Hans-Josef Pütz) verbindet seiner Frau (Andrea Pütz) die Augen, um sie erotisch zu füttern. Foto: Junggeburth

 

Der Theaterverein Thalia bringt sein neues Stück “Seitensprung für Zwei” auf die Bühne. Die neuste Inszenierung des Theatervereins, der in diesem Jahr sein 90. Jubiläum feiert, stammt aus der Feder des Autorenduos Lars Albaum und Dietmar Jacobs. Von Eva Junggeburth

Kerpen-Sindorf. Egal ob Micha, José oder Knut – Katja (Petra Schild) hat sie alle schon gehabt. Nein, nicht Knut, den Eisbär, sondern Knut, den Freund von ihrem Ex Thomas. Den hat sie kennengelernt, als sie Sören mit nach Hause genommen hat. Ein Schwede? “Nein, ein Ikea-Beistelltisch.”
Leah (Andrea Pütz) wird ganz schwindelig, als ihr die beste Freundin von ihrem aufregenden Liebesleben vorschwärmt. Die 50-jährige Leah dagegen ist seit Ewigkeiten mit Paul (Hans-Josef Pütz) verheiratet. Das Ehepaar Fischer lebt in einer gemütlichen Kölner Wohnung, fernab von Kamasutraübungen und Swingerclubs. “Langweilig”, verdreht Katja die Augen. Sie selbst vertreibt sich die Zeit gerne mit ihrem ungarischen Tennislehrer Laszlo (Sascha Bücher). Der ist erst 20 Jahre jung. “Hast du den auf dem Spielplatz beim Wippen kennengelernt”, fragt Leah und blickt dabei doch ein bisschen neidisch drein.
Zur Premiere der Komödie “Seitensprung für Zwei”, die der Theaterverein “Thalia” unter der Regie von Hans- Josef Pütz auf die Bühne im Schulzentrum Horrem-Sindorf brachte, erschienen zahlreiche Besucher. Das Publikum war bunt gemischt. Jung und Alt ließen sich von den drei Frauen und drei Männern auf der Bühne begeistern.
Die neuste Inszenierung des Theatervereins, der in diesem Jahr sein 90. Jubiläum feiert, stammt aus der Feder des Autorenduos Lars Albaum und Dietmar Jacobs. Die Autoren erhielten 2006 den Adolf-Grimme- Preis für die TV-Serie “Stromberg”.
Niemals wäre das Ehepaar Fischer auf die Idee gekommen, dass es in ihrer Ehe Defizite gibt. Wären da nicht die beiden Single-Freunde Katja und Dieter (Klaus Balsmann), die sie gerne darauf hinweisen. An ihrem 24. Hochzeitstag überzeugen die Singles das Ehepaar davon, dass eine Ehe ohne Leidenschaf trostlos und ein Leben ohne Sex nicht lebenswert ist.
Paul verbindet seiner Frau die Augen, um sie erotisch zu füttern und das Liebesleben somit aufzufrischen. Nur findet diese weder Bierwurst noch Senf besonders prickelnd. Darum beschließen Leah und Paul, einen doppelten Seitensprung zu wagen. Völlig ungeübt in solchen Dingen, verläuft das Ganze natürlich nicht ohne Komplikationen.

Das Publikum in der Premierenvorstellung amüsierte sich köstlich und quittierte dies mit viel Szenenapplaus und Gelächter. Die Schauspieler bezogen hin und wieder die Zuschauer in das Geschehen mit ein und überzeugten mit erfrischender Authentizität. Wer wissen möchte, ob Leah und Paul wieder zueinander finden, hat noch an 15 weiteren Terminen die Gelegenheit, das herauszufinden. Es sind noch Karten erhältlich. Bis Samstag, 17. November, spielt das Ensemble jeden Freitag und Samstag. Karten gibt es bei “Achim’s Hairworld”, Telefon (0 22 73) 5 23 59, und bei Hans-Josef Pütz.

 

SEITENSPRUNG FÜR GROSSES PUBLIKUM

Die sechs Schauspieler des Theatervereins Thalia bereiten jedes Stück ein halbes Jahr lang vor. Foto:Pütz

 

Der Theaterverein Thalia aus Sindorf, feiert mit seinem neuen Stück das neunzigjährige Bestehen

Kerpen-Sindorf (jp). Mit seiner neuesten Inszenierung “Seitensprung für zwei” feierte der Theaterverein Thalia sein neunzigjähriges Bestehen im Schulzentrum in Sindorf. Die Komödie handelt von einem gewöhnlichen Ehepaar, das nach 24 Jahren erfolgreicher Beziehung an der Ehe zweifelt. Gemeinsame Freunde raten dem Paar zu einer offenen Beziehung und mehr Freiheiten. In drei Akten stellen insgesamt sechs Schauspieler dar, wie eine Ehe im 21. Jahrhundert bestehen kann.
Der erfolgreiche Theaterverein bietet seinen Zuschauern jährlich 17 Aufführungen, die ausschließlich an den Wochenenden stattfinden. “Seit neunzig Jahren versuchen wir, Menschen mit zeitgenössischen Stücken zum Lachen und zum Nachdenken anzuregen”, erklärte Spielleiter Hans-Josef Pütz. Die insgesamt 35 Mitglieder des Thaliavereins bereiten ihre Stücke bis zu einem halben Jahr vor, um den Zuschauern ein unterhaltsames Theaterstück zu garantieren.
Um die Regie und die Technik kümmern sich die Mitglieder eigenständig, während das Unternehmen Möbel Hausmann Requisiten zur Verfügung stellt. Karten für weitere Aufführungen sind an den bekannten Vorverkaufsstellen zu erwerben